Meine Geschichte
So ging alles los…
(Stand: 07.09.2013 – kurz nach der Diagnose)
Ich kann es selbst noch nicht wirklich glauben, dass ich hier eine Homepage habe über dieses Thema und dass es sich dabei auch noch um mich handelt. Aber seit dem 06.09.2013 ist es leider die Realität. Ich bekam die unglaubliche Diagnose Morbus Hodgkin – Lymphknotenkrebs.
Alles ging im Januar/Februar 2013 los, ich bemerkte unter der linken Achsel einen geschwollenen Knoten und tippte gleich auf einen Lymphknoten. Aber man geht ja erstmal von was harmlosen aus. Irgendwann hat es mich doch beunruhigt und ich bin zu einem Allgemeinarzt bei mir in der Firma (“Firmendoc”). Dieser schickte mich gleich zur Frauenärztin zur Sicherheit. Dort wurde ich untersucht (alles unauffällig) und sie machte Ultraschall. Sie sah in der Achsel mehrere vergrößerte Lymphknoten. Einer bereits 2 cm groß. Mit dem Ultraschallbildern bin ich zu meiner Hausärztin und diese hat mich alles Mögliche gefragt, ob ich Verletzungen an der Hand hatte oder sonst irgendwas, hat auch abgetastet etc. (alles unauffällig). Naja sie empfahl z.B., dass ich Quark auf die Stelle schmieren kann, dass es die mögliche Entzündung rauszieht und ich weiß schon gar nicht mehr, ob sie beim ersten oder erst beim zweiten Besuch Blut abgenommen hat. Ich war deswegen nämlich bestimmt drei Mal bei ihr, weils mir Sorge gemacht hat. Es war teilweise so arg geschwollen, dass ich mich nachts nicht mehr auf die Seite legen konnte. Naja auf jeden Fall wurde irgendwann Blut abgenommen (Kleines Blutbild nur!), und es wurden keine Entzündungswerte gefunden, was eigentlich meine Hoffnung war! Es wurde nur entdeckt, dass ich das Pfeifferische Drüsenfieber mal durchgemacht habe, was mir aber nie bewusst war! Nur meine Schwester hatte es vor 11 Jahren ganz schlimm. Aber ich war eigentlich nie betroffen davon, dachte ich zumindest…
Naja, Resultat: Beobachten, warten… irgendwie wurde nichts wirklich unternommen. Ihr könnt euch vorstellen, die Monate vergingen und das komische an der ganzen Sache war, dass der Knoten zyklusabhängig war. Meine Hausärztin meinte deshalb auch, dass es generell mit dem Zyklus zusammenhängen könnte. Zu dem Zeitpunkt war ich auch gar nicht so beunruhigt, wer geht schon davon aus, dass es wirklich was schlimmes sein könnte. Außerdem wenn es schmerzhaft ist, spricht es meistens gegen was bösartiges… (tja, halt nicht in allen Fällen!)
Naja, erst jetzt im August hat mir das ganze wieder Sorgen gemacht, weil meine Achsel so dick geworden ist, dass jeder gesagt hat, geh zu einem anderen Arzt! Ich bin zum Internisten, dieser meinte sofort ohne zu zögern: “raus damit”. Vom Zuschauen wissen wir nichts! Zum Glück gibt es noch solche Ärzte!! Er machte auch ein großes Blutbild (endlich mal!), wo man leichte Entzündungswerte feststellen konnte, und einen erhöhten LDH-Wert, was aber alles zu ungenau ist. Ich fragte noch, ob wir es nicht mit Antibiotika probieren können, falls es doch nur eine Entzündung ist, aber er meinte gleich, es muss untersucht werden. Als wenn er alles schon geahnt hätte…
Nun hieß es Termin im Krankenhaus ausmachen zur Lymphknotenentnahme und anschließender Histologie. Der Chefarzt hat mich untersucht und beim Ultraschall meinte er, der größte ist 4 cm groß. Er untersuchte noch den Bauchraum, wo aber nichts zu finden war. Mein Mann und ich hatten zu der Zeit unseren Sommerurlaub schon fest geplant und gebucht und wir bangten, ob wir denn fahren könnten. Der Arzt meinte, wir sollen fahren und danach das machen lassen. Daheim angekommen war ich so unruhig. Mir kam, dass der Knoten sich ja verdoppelt haben muss innerhalb der wenigen Monate, damals war er nur 2 cm groß und jetzt 4 cm. Wir entschieden uns zunächst schweren Herzens den Urlaub zu stornieren und sind nun aber so froh darüber!!
Danach ging alles recht schnell, die Woche darauf hatte ich bereits Termin zur OP. Es verlief alles gut, ich hatte aber hier schon so Angst, da es mein erster Krankenhausaufenthalt war und ich auch noch nie Vollnarkose etc. hatte. Naja, aber es war dann alles gut überstanden. Was mich nur wunderte, kein Arzt hat mir vernünftig gesagt was war, wie es verlaufen ist! Normalerweise haben die Ärzte während der OP schon einen Verdacht, aber bei mir wurde nur geschwiegen.
Nun ging das warten auf das Ergebnis los. Nach vielen Anrufen und Antworten wie: „Nein, leider noch nicht da“, oder „wir haben bisher nur einen Teilbefund, es muss noch zu Ende untersucht werden“, wurde mir nach erneutem Nachfragen gesagt, ich solle am nächsten Tag um 10 Uhr ins Krankenhaus kommen zur Befundbesprechung!
Ab da wusste ich, irgendwas stimmt nicht. Ich klammerte mich noch an die Hoffnung, dass die Ärzte ja Schweigepflicht haben und telefonisch keine Auskunft geben dürfen.. aber tief drin spürte ich bereits was. Nicht erst da, schon weit vorher hatte ich mir Sorgen gemacht, im Internet liest man ja nur noch fast Krebs, wenn man nach geschwollenen Lymphknoten schaut. Aber jeder meinte, du wirst sehen, das war nur “das und das” und alles ist ok. Ich dachte es ja selbst, zwar mit der Angst im Hinterkopf, aber wer denkt schon, dass es wirklich zutrifft…?
Der Tag kam, 06.09.2013, meine Mutter fuhr mit mir ins Krankenhaus. Wir mussten kurz warten, bis auf einmal die Oberärztin(!) auf uns zu kam und meinte, wir sollen in ihr Büro kommen. Ab da war mir klar: Es stimmt was nicht. Aber wie heißt es so schön, die Hoffnung stirbt zuletzt. Vielleicht ist das alles ja ganz normal. Vielleicht ist das hier gängig, dass die Oberärzte den Befund mitteilen und sagen, dass alles ok ist. Doch ich sah den Blick der Oberärztin und ihr zögern, wie sie beginnen sollte.. ich habe diese Situation noch ganz genau vor Augen! Meine Mutter meinte nur noch: „Sagen Sie’s, wie es ist“. Und Sie teilte uns mit, dass es tatsächlich bösartig ist und ich Morbus Hodgkin habe. Für mich ist in dem Moment eine Welt zusammengebrochen, habe geheult wie verrückt. Ich hätte es nie für möglich gehalten. Das ist mit einer der schlimmsten Momente, den man kaum beschreiben kann! Die Ärztin meinte, sie selbst habe es rausoperiert und es war sehr groß und es hat für sie gleich nicht gut ausgeschaut.
Jetzt am Montag, 09.09.2013 muss ich ab 09:00 Uhr ins Krankenhaus und es kommt das komplette Staging auf mich zu. Damit wird das Stadium ermittelt. Knochenmark wird auch entnommen, CT, alles Mögliche halt. Ich hoffe so sehr, dass alles noch am Anfang steht. Keine Ahnung, wie lange das schon in mir schlummert. Ich bin nur so froh, dass ich nicht noch länger gewartet habe.
Die Ärztin meinte gleich, es ist heilbar und ich kann froh sein, dass ich diesen Morbus Hodgkin habe und nicht den aggressiven Non-Hodgkin. Beim MH sind die Chancen sehr gut. Auf mich kommt Chemo und Bestrahlung zu. Und der Witz kommt, das ganze kommt vom Pfeifferischen Drüsenfieber!! Das ich doch eigentlich nie durchlebt habe laut meines Wissens.. es ist so verrückt! Ich war an diesem Tag nur noch am heulen. Es ist einfach wie in einem Film und ich hatte vor der Diagnose immer noch zu anderen gesagt: „Ja, man denkt halt immer, es trifft einen schon nicht. Man hört es immer nur von anderen, aber irgendwann trifft es einen halt doch“. Nun ist es so. Dieser Realität muss ich lernen, in’s Auge zu schauen. Ich habe an diesem Tag so viel geweint, nicht nur ich, meine ganze Familie. Es ist wirklich eine Art Trauer, die man bewältigen muss. Ich saß da und sagte nach einer Tour: „Ich kann‘s nicht fassen. Ich kann‘s nicht glauben. Das kann einfach nicht sein!“
Es war ein unglaublicher Schock, ist es auch jetzt noch. Aber ich merke, dass ich darüber reden muss, es tut gut. Deshalb auch mein Entschluss, diese Seite zu gründen. Es sind so viele offene Fragen in meinem Kopf.. noch dazu, dass die Chemo unfruchtbar machen kann.. eine Bombe noch obendrauf! Sowas mit 20 Jahren.. ich fasse es einfach nicht! In der Familie ist nichts bekannt von Krebs, dass man sagen könnte, es wäre vererbbar. Ich rauche und trinke nicht, mache schon Sport und bin nicht übergewichtig. Aber auch solche trifft es. Unglaublich! Ich weiß, dass es für die meisten von euch schwer nachzuempfinden ist, wie es ist, wenn man diesen Weg selbst gehen muss. Ich habe zuvor selbst viel von anderen gehört, die Krebs haben und man dachte sich natürlich: “Ja, ist echt schlimm!”. Aber was es für den Betroffenen bedeutet, kann man nur wissen, wenn man selbst drin steckt. Ich kenne jetzt den Unterschied.
Ich danke Euch für die Zeit, alles hier zu lesen und bin wirklich erstaunt, wie gut es mir tut, alles niederzuschreiben. Das Leben ist ab jetzt anders, es ist von einer Sekunde auf die andere umgekrempelt. Aber es gibt Hoffnung! Nicht nur, weil der Krebs heilbar ist!
Sondern auch, weil wir einen Gott haben, der größer ist als alles Elend dieser Welt, als all der miesen Ungerechtigkeit, die in der Welt herrscht und er hat alle Macht im Himmel, wie auf Erden! Natürlich fragt man sich, warum ich? In so jungen Jahren!! Ich denke, dass ist die erste Phase und ganz normal, weil man das Ganze erstmal verdauen muss… all die Ungewissheit, die auf einen zukommt, all die schweren Tage und Schritte, die mich erwarten.
Aber ich weiß innerlich, dass es nicht um das Warum geht, sondern um das Wozu. Und im Rückblick werde ich es bestimmt erfahren, wozu es nötig war, diesen Weg gehen zu müssen. Vielleicht für andere, aber auch vielleicht für mich ganz persönlich, weil ich diese Schule brauche. Das ist der Halt, den ich deutlich spüren werde, wenn mein Weg jetzt beginnt … der Weg durch’s Tal, bis ich am Berg oben angekommen bin und Gott danken darf, den Ausblick wieder genießen zu dürfen!
Eure Sara
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