Dienstag, 10.09.2013

Ich bin einigermaßen gut erwacht, zwar wenig Schlaf, aber ich wusste ja, dass mich heute beim Port einsetzen die Vollnarkose erwartet und ich da eh tief und fest schlafen werde. Mein Magen hatte die ganze Nacht rumort, ich rief auch die Nachtschwester, aber es ist anscheinend normal. Bei der Arztvisite um halb 8 morgens erfuhr ich, dass ich so um 11 Uhr drankommen soll. Leider wusste dieser noch nicht meine CT-Ergebnisse und versprach, nochmal zu kommen. Ich wollte ja mein Stadium wissen.
Stephan kam dann und leistete mir Gesellschaft. Später kam der Arzt wieder zu uns und berichtete uns endlich vom CT!! Also in der Achsel sind auf jeden Fall noch mehr Knoten und leider bereits im Bauchraum. Der Arzt war sich nicht ganz sicher, ob das Stadium 2 oder 3 ist, ich hatte eh das Gefühl, dass er sich damit nicht so auskannte. Er hat mich eher beunruhigt, wie ich fragte, dass es doch komplett heilbar ist. Er meinte ungefähr, man kann das eh nie sagen und wenn er zu jemanden sagen würde, er lebe nur noch 2 Monate, und stände 1 Jahr später auf der Matte: Hallo, du hast mir mein Leben versaut, dann wäre das nicht so gut. Sehr Mut machend… Ich war da schon eher wütend, und dachte mir, ach was wissen die Ärzte schon. Die entscheiden nicht über mein Leben.
So gegen halb 10 kam die OP-Kleidung und Beruhigungstablette. Plötzlich ging alles ganz schnell. Ich wurde abgeholt und in den OP geschoben. Da wurde mir bereits alles etwas zu viel. Der Arzt hatte ja erst zuvor uns mitgeteilt, dass es im Bauchraum schon ist, womit ich nicht gerechnet hätte. Und dann die OP.. ich dachte daran, dass das alles erst der Anfang meines Weges ist.. die Tränen liefen natürlich runter bis ich im Vorbereitungsraum war. Nach hin und her und Elektroden anstecken usw., kam der Narkosearzt und hat zu mir auch gesagt, dass er eine Freundin hat mit dem Krebs und geheilt ist. Die Schwester meinte, ich soll mir noch einen schönen Traum aussuchen. Tja, ich freute mich drauf, tief und fest zu schlafen und von all dem nichts mehr mitzubekommen. Alles zu vergessen..
Mir wurde zuerst ganz schummrig und ich konnte eigentlich noch lang reden (da es noch nicht das Schlafmittel war) bis ich dann aber komplett weg war. Wie ein Filmriss. Ich wurde recht früh in mein Zimmer wieder gefahren, wie alles vorbei war. Stephan meinte, er kam gleich zu mir, wie ich wach wurde, ich kann mich aber an nichts mehr erinnern. Irgendwann wurde ich wach und mir schmerzten nur noch diese Thrombosestrümpfe so sehr, bis die Mama sie ausgezogen hat (Danke ). Dann geschlafen, geschlafen, geschlafen, bis ich zum Röntgen abgeholt wurde. Während ich halb geschlafen hab, bekam ich mit, dass meine Mutter mit der Bettnachbarin von gestern im Zimmer wieder ein gutes Gespräch hatte. Im Nachhinein stellte sich heraus dass sich das alles gut ergänzt hat, was auch die Mama zu ihr noch sagen konnte. Das fand ich sehr schön (auch das von gestern), wer weiß, in welcher Situation diese Frau sich gerade befindet. Beim Röntgen wurde dann nochmal kontrolliert, dass meine Lunge auch nicht angestochen wurde beim Port legen. Gott sei Dank ist nichts passiert! Danach durfte ich heim. Die lästige Kanüle wurde eendlich entfernt (s. Bild) und es ging ab nach Hause. Mir geht’s relativ gut. Die Narkose habe ich viel besser als die erste vertragen. Mir ist nicht schlecht und mein Kreislauf ist stabil. Den Port spüre ich schon deutlich, es sind keine richtigen Schmerzen, aber irgendwie ist da direkt ein Muskel und bei jeder Bewegung ist es unangenehm. Hab schon eine Tablette eingeworfen. Morgen geht’s noch ein letztes Mal auf Station zur Kontrolle vom Port, dann war’s das mit Krankenhaus erst mal. Jetzt übernimmt mich dann komplett der Onkologe. Mal sehen, was alles noch so kommt. Das Staging ist noch nicht beendet, es werden jetzt erst mal alle möglichen Ergebnisse gesammelt. Das zieht sich über einen etwas längeren Zeitraum vermute ich, bis dann die richtige Therapie für mich beginnen kann.
Aber laut Artzbrief, den ich heute bekommen hab, ist nun die endgültige Diagnose: EBV-induziertes Hodgkin-Lymphom Stadium III.
Befund: Vergrößerter Lymphknoten mit aufgehobener Lymphknotenarchitektur, zahlreichen blastären Zellelementen mit Mitosen und ausgeprägter Begleitosiophilie (Lymphkonten Axilla links). Der Befund spricht für ein Hodgkin-Lymphom. […] Es handelt sich um ein klassiches Hodgkin-Lymphom vom Typ der nodulären Sklerose mit EBV-Assoziation.
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