Mittwoch, 11.09.2013

Ja der Tag heute verlief gemischt. Die Nacht war erstmal nicht so der Hit weil ich ja relativ ausgeschlafen von der Narkose war und durch den frisch implantierten Port war ich natürlich eingeschränkt. Früh ging es dann nochmal ab ins Krankenhaus, wo die Wunde und der Port angeschaut wurde. Passt soweit alles. Ich soll die nächsten Tage Pflaster noch wechseln und dann kann ichs schon weg lassen. Ich fragte noch ab wann ich das nicht mehr spüre, weil es echt unangenehm ist. Wie oft man da den Muskel benutzt ist echt Wahnsinn… Der Arzt meinte dass es unterschiedlich ist, bis zu einer Woche vielleicht. Ich soll die nächsten Tage Schmerzmittel nehmen. Und mich nicht wie ein Roboter bewegen, sonst verkrampfe ich am Hals nur meine ganze Muskulatur. Der hat gleich meine falsche Schonhaltung gesehen. Werde dann den Bereich im Hals mit Wärmekissen versuchen zu entspannen.

Daheim angekommen teilte mir Mama mit, dass sie beim Internisten war, der mich eingewiesen hatte zur Lymphknotenentnahme. Sie wollte sich bei ihm persönlich bedanken, dass er als einziger(!) so schnell gehandelt hat und hat ihm meinen Arztbrief gezeigt. Er sagte, er hatte bei mir schon ein ungutes Gefühl gehabt und hat mich deshalb gleich eingewiesen. Er sah die Diagnose und meinte gleich, dass dieser Krebs gut heilbar ist. Er hatte vor 30 Jahren Patienten mit derselben Diagnose, denen es bis heute gut geht. Sowas macht immer Mut! Ich hoffe es verläuft bei mir nicht so hart alles und dass ich keine Spätfolgen habe..

Am Abend stand jetzt noch ein sehr unangenehmer, schwerer Termin bevor: Mama holte mich ab und es ging zum Friseur wegen einer Perücke.. wir haben da gleich heute den Termin noch bekommen. Es ist ein sehr sehr heftiges Thema für mich, was ich aber nicht verstecken brauche und auch nicht kann! Ich denke jedem ist klar bei dem Thema: Mir werden die Haare ausfallen, vermutlich auch im Gesicht.. das steht so gut wie fest. Wie ich die Diagnose bekommen habe, war es für mich grausam an dieses Thema zu denken. Für eine Frau ist das das schlimmste an der Sache! Aber die Tage nach der Diagnose wollte ich mich dem ganzen auch irgendwann stellen und rechtzeitig planen, sodass der Übergang so angenehm wie nur möglich wird. Deshalb auch jetzt schon der Termin.. ich bin mit so gemischten Gefühlen da hingefahren. Ich hätte am liebsten nur geweint über die Tatsache an sich aber war auch irgendwie froh und gespannt über die Möglichkeiten, die es heutzutage gibt. Vor dem Termin sind daheim noch die Tränen geflossen, was aber denke ich gut war. Der Empfang war sehr freundlich und mit der Zeit stellte sich heraus, dass die Dame wirklich Erfahrung hat und das beste für mich will. Sie machte richtig Mut und dass wir was schönes daraus machen. Wir haben eine Perücke schon gefunden, die hoffentlich ganz gut passt. Sie bestellt jetzt welche und ruft mich an, wenn ich probieren kann. Der schlimmste Schritt kommt dann natürlich während der chemo wenn alles runter muss. Daran will ich noch gar nicht denken! Aber ich merke wenn man sich damit auseinander setzt, wird es immer weniger schlimm. Zumindest im Vergleich zum Anfang. Es gibt zum Glück modische Ausweichmöglichkeiten heutzutage. Die Friseurin gab mir noch einen wertvollen Kontakt mit, eine Krebshilfe bei uns in der Nähe. Diese Frau dort macht auch Kochkurse weil ich ja die Ernährung jetzt ziemlich umstellen muss und gibt weitere wertvolle Tipps zu Nebenwirkungen und wenn der Körper zu sehr abbaut usw. Da war ich so froh darüber, denn im Internet liest man unendlich viele Meinungen, dass man am Ende vor einem riesen Berg steht und nicht schlauer ist! So hab ich einen festen Ansprechpartner. Das hat echt Licht in alle Unwissenheit gebracht. Ich denke man gewinnt durch diese Zeit ein Stück weit neue Lebensqualität, ich werde viel lernen, was unserem Körper alles schadet und was gut tut. Das wäre ja schonmal was positives!

Vielen Dank an alle, die mir so viel schreiben und an mich denken! All die Mails, SMS, und Nachrichten und Gästebucheinträge. Es tut unglaublich gut, nicht alleine zu sein. Momentan komme ich sagen wir mal “gut” mit der Situation zurecht, klar ist es gemischt, aber ich habe zumindest Hoffnungsschimmer, was ich euren Gebeten und Gott zu verdanken habe, der mir die Kraft dazu gibt! Es bleibt natürlich ein auf und ab und wenn die Therapie erstmal los geht, geht auch nochmal ein neues Kapitel los. Aber viele verzweifeln schon in dieser Vorbereitungszeit. Und viele haben keine Freunde, was ich so in den Foren im Internet lese. Schrecklich wenn man in so einer Situation alleine wäre und keinen Halt noch dazu hat! Ich bin überwältigt wieviele an mich denken und das tröstet! Vielen vielen Dank an alle!!


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