Dienstag, 08.10.2013

Als ich früh aufstand ging es auf jeden Fall wieder besser, ich hatte um 10 Uhr den nächsten Termin zur Chemo. Meine Schwester fuhr mich heute zum Arzt, da sie Urlaub hat. Ich versuchte irgendwas zu essen, hatte aber wieder keinen Appetit. Ich musste mich regelrecht zwingen, sodass ich nicht nüchtern bei der Chemo bin. Meine Wahl fiel wieder auf einen Apfel, von dem ich aber nur 3 Stücke runterbrachte. War viel zu sauer. Schließlich kam meine Schwester und ich versuchte noch einen Lebkuchen zu essen. Das war’s dann aber auch, mehr ging nicht. Dann kamen meine ganzen Medikamente dran. 1x Tablette gegen Übelkeit, 1x Kapsel für Magenschutz, 2x Tabletten Cortison, 4x diese Kapseln gegen Krebs. Für das ganze Zeug hab ich fast eine halbe Liter Flasche gebraucht. Man fühlt sich ziemlich zu gepumpt. Wahnsinn, dass das helfen soll und dass der Körper damit irgendwie zurechtkommt. Ich renn natürlich auch oft auf Toilette… Während der Chemo läuft so viel Flüssigkeit in mich rein und das Zeug muss natürlich auch wieder raus, daher sollte ich unbedingt zusätzlich vieel trinken.. da arbeite ich noch daran, da das Thema trinken bei mir eh immer nicht so weit oben stand. Dann sind wir auf zum Onkologen gefahren. Dort angekommen war ich wieder recht aufgeregt: wie wird diesmal das Port anstechen und was wenn mir richtig schlecht wird? Meine Schwester wartete im Wartezimmer, da heute ja nur ein Medikament drankommen soll. Ich durfte dann gleich auf einen freien Platz in dem Therapieraum und wartete, bis die Arzthelferin zum Port anstechen kam. Zuerst wird immer ordentlich desinfiziert, dann stach sie erneut an mit der Anmerkung, es könne jetzt etwas brennen. Tat es auch, vermutlich wegen dem gestrigen Stich, aber gut, das hält man schon aus diesen kurzen Moment. Zack wurde der Vorlauf wieder erst angehangen, bevor das eigentliche Medikament kam. Neben mir war noch ein Stuhl frei und ich dachte mir schon, ob wohl Angehörige hier mit rein dürfen? Aber ich dachte, eher nicht, weil der Raum eh nicht groß ist und oft voll ist und vielleicht ist es den anderen nur unangenehm. Nach ner Zeit kam die Arzthelferin rein mit meiner Schwester zusammen, die dann zu mir durfte, solange es noch nicht so voll ist. Das hat mich dann richtig gefreut, jemanden vertrautes um sich zu haben. Irgendwann kam dann auch schon der richtige Beutel, nachdem der Vorlauf durch war. Wieder so ein schwarzes Teil. Mich stört etwas die FarbeÄrgerlich. Nach ner Zeit kam die Ärztin rein und kam gleich her um zu fragen wie es geht. Ich erzählte ihr von meinem gestrigen Zustand und sie meinte auch, dass es gestern eben auch heftigere Medikamente waren, also auch mehrere (heute und morgen ja nur eins) und sie fragte gleich ab wann die Übelkeit losging und verschrieb mir sofort weitere Tabletten, die ich in solchen Fällen nachmittags nehmen kann. Fand ich ziemlich gut, dass die gleich drauf reagieren und das nicht irgendwie als normal abstempeln. Die Zeit verging und ich hatte sogar mal ein paar Gespräche mit ein paar Leuten. Ansonsten ist es nämlich eher ruhig da drin. Aber der ältere Mann neben mir meinte dann auch, dass ich ja noch so jung bin und ich sagte ihm mein Alter, und er langte mit seiner Hand vor sein Gesicht. Ja, so haben wir Anfangs auch reagiert, sagte ich. Aber die Gespräche sind ganz interessant, die sich da so ergeben und er konnte mir sogar Mut machen. Ich redete nämlich von den Spätfolgen einer Chemo, dass man ja nicht weiß, was nach 20 Jahren auftreten kann usw., und er meinte dann ungefähr: das sind halt Beispiele und hat noch nichts mit mir oder mit ihm zu tun. Das ist Zukunftsmusik. Als wenn man was in der Zeitung liest… fand ich interessant seine Einstellung. Und gegen 12 Uhr war ich ungefähr dann fertig. Danach ging’s nochmal zur Ärztin rein und wir redeten nochmal darüber, dass ich anscheinend an diesem 1. heftigeren Tag des Zyklus einfach noch ein bisschen mehr brauch wegen Übelkeit. Das Ziel ist wirklich, dass ich mich nicht übergeben muss. Man kann echt dankbar sein, um die Medizin heutzutage, im Vergleich zu früher. Klar haben diese ganzen Medikamente wiederum neue Nebenwirkungen, wo man dann wieder gegenwirken muss, aber das wird sich schon alles zeigen mit der Zeit. Die Ärztin meinte auch, dass ich heute mit Essen schon langsam wieder anfangen kann und ab morgen müsste es wieder normal sein. Und dieses Medikament heute und morgen löst auch keine Übelkeit aus. Und die Grippe/Krankheitssymptome muss man auch abwarten, ob ich was ausbrüte oder ob es nur so eine Reaktion war. Aber ich merkte es ja schon früh, dass es besser war.

Danach besuchten wir noch meinen Vater auf Arbeit und sind dann etwas spazieren gegangen. Jeden Tag mindestens einmal raus ist das Ziel. Daheim angekommen machten meine Schwester und ich uns Ravioli, das war das einzige was ich mir so vorstellen konnte. Das hat so gut getan. Kam einem vor, ewig nix mehr warmes gegessen zu haben. Am Nachmittag und Abend brauchte ich auch nichts gegen Übelkeit. Abends aß ich dann nochmal eine Suppe mit und hab alles gut vertragen. Später am Abend ist man schon früh müde… die ganzen Eindrücke und Arztbesuche schlauchen auch. Geschlafen hab ich dann etwas unruhig. Mal schauen ob das so bleibt, könnte nämlich auch vom Cortison kommen, weil das eigentlich ein Aufputschmittel auch ist. Mal sehen.


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